Heißes Getränke-Trio für nasskalte November-Abende.

Zur Vorbeugung gegen November-Blues gibt es einen „Hot Toddy“ mit Whiskey, weißen Kaffee und Kinderpunsch. Außerdem schwelgen wir zum Länderspiel-Wochenende in Fußball-Nostalgie. Es schaut heuer nicht so aus, als gehe der zauberhafte Indian Summer zu Ende. Was für ein goldener Herbst! Und dennoch werden sie kommen, die nebligen, nasskalten Tage. Und unsere Nerven strapazieren, bevor der Advent zur Rettung naht und wieder seine Vorfreude auf Weihnachten entfaltet. Doch gegen zähflüssigen November-Blues gibt es Rezepte. Bewusst platzierte, abendliche Höhepunkte, auf die man sich schon freuen kann, wenn man frühmorgens den Fuß in die Kälte setzt. Das war schon in meiner Kindheit so. Ich erinnere ich mich ans Fußballtraining an nasskalten Herbstabenden: Das schummrige Flutlicht warf gespenstische Schatten auf den glitschigen Rasen, die klatschnasse Trainingsjacke klebte wie eine Bleiweste am Körper. Heimkommen, Punsch trinken und Fußball schauen Doch die Vorfreude aufs Heimkommen gab Kraft, der Gedanke an heißen Kinderpunsch und die abendliche Live-Übertragung eines Länderspiels in der warmen Stube. Und diese waren unter herbstlichem Flutlicht immer kultiger und dramatischer, als die Schönwetter-Spiele im Sommer. Und Länderspiele sind ohnedies glaubwürdiger, als der durch die Kommerzialisierung längst verzerrte Vereinsfußball. Beispiele gefällig? Etwa im November 1989, als Österreich mit 3:0 gegen die DDR gewann, woraufhin Reporter-Legende Peter Elstner nichts unversucht ließ, um zur Mannschaft in die Kabine zu dringen (siehe Österreich-DDR 1989). Oder im September 1990, als die Färöer-Inseln mit ihrem Zipfelmütze tragenden Torhüter gegen Österreich die Sensation schafften und 1:0 siegten. Und natürlich im  Oktober 2004, als Nordirland in letzter Sekunde ein fragwürdiges 3:3 gegen Österreich erzielte, was den damaligen Trainer Hans Krankl zu einem legendären Satz hinreißen ließ: „Das Tor war irre-regulär!“  Politischer Fußball Und da dieser Tage viele TV-Spiele in der Nations League anstehen, packt mich die Fußball-Nostalgie wieder. Diese wurde in den 90ern von meinem Deutsch-Professor ins Lächerliche gezogen. Denn ich trug einen Fußball-Pullover, und der etwas zu tief in den 68er-Bewegungen hängen gebliebene Lehrer hielt jeden Fußball-Interessierten prinzipiell für einen intellektbefreiten Rüpel von der falschen politischen Seite. Diese Überheblichkeit! Er sollte einmal Ewald Lienen oder Christian Streich kennen lernen – denn es gibt sie, die politischen Fußball-Menschen, die nicht nur einen Spielzug analysieren können, sondern auch unsere Gesellschaft. Echter Fußball geht ohne Ausgrenzung, und er verbindet die Menschen.
Gleich holen wir den Whiskey aus der Hausbar und sorgen für die passende Musik
Musikalischer Fußball Auf der anderen Seite gibt es viele Künstler, die ihre Fußball-Liebe bekennen. Robert Plant ist ehrenhalber Vizepräsident der Wolverhampton Wanderers, Campino Stammgast bei Fortuna Düsseldorf und Thees Uhlmann hat sogar einen Song für den FC St. Pauli geschrieben. Und da wäre noch Noel Gallagher, der Manchester City schätzt. Ich wiederum schätze sein Album „Noel Gallaghers High Flying Birds“ aus dem Jahr 2011 und empfehle die Songs AKA Broken Arrow und AKA What A Life für die Pausenunterhaltung. Und zur Beruhigung nach dem Spiel den autobiografischen Roman „Fever Pitch“ des Arsenal-Anhängers Nick Hornby. Drei Drinks gegen Kälte Falls Sie kein Fußballfan sind und beim Lesen bis hierher durchgehalten haben, dann kommen jetzt endlich Ihre Zeilen: Die dieswöchigen Rezept-Empfehlungen. Die folgenden drei heißen Drinks – einer mit Tee, einer mit Whiskey und einer mit Kaffee – kommen durchaus auch ohne Fußball und Rockmusik klar! Nur kalt und grauslig sollte es draußen sein. Da wäre zunächst der alkoholfreie Kinderpunsch. Eigentlich müssen Sie nur heißen Tee mit heißem Lieblingssaft mischen. Wollen Sie sich etwas mehr Mühe machen, dann erhitzen Sie eine Mischung aus 2/3 Wasser und 1/3 Bio-Traubensaft. Kocht die Mischung, hängen Sie zwei Teebeutel mit fair gehandeltem Rotbuschtee aus Südafrika hinein. Aber auch andere Teesorten – außer Schwarztee oder zu intensive Pfefferminze – mögen die Kinder gerne. Darin ziehen außerdem ein Stück Zimtrinde und eine Sternanis. Nach zehn Minuten können Sie den heißen Drink genießen.
Jetzt kommt der Hot Toddy – ein Getränk zum Aufwärmen aus dem hohen Norden
Hot Toddy zum Nordirland-Spiel Inzwischen bin ich alt genug, um an nasskalten Novemberabenden auch einmal einen heißen Whiskey zu zelebrieren. In Schottland nennen sie ihn „Hot Toddy“. Das ist in Nordirland sicher nicht anders. Und wenn das österreichische Team dieser Tage wieder in Belfast antritt, gönne ich mir eine zünftige Portion davon und denke an das irre-reguläre Spiel mit Hans Krankl. Dazu bringe ich das Wasser zum Kochen. Währenddessen schneide ich jeweils eine Scheibe einer Zitrone und einer Mandarine ab und gebe sie mit einer Gewürznelke und einem Teelöffel Honig in eine Tasse oder – noch schöner – in ein hitzebeständiges Glas. Dazu kommt nun das heiße Wasser. Nach dem Umrühren mache ich es mir vor dem Fernsehgerät gemütlich, um das Abendspiel zu genießen. Auch falls es ein Grottenkick wird, wird mir bestimmt nicht kalt.
Heißer, weißer Kaffee mit geschmolzener Schokolade – ein Traum im Herbst und Winter
Weißer heißer Kaffee Und damit das Trio komplett ist, empfehle ich noch ein feines, koffeinhaltiges Getränk: Den weißen Kaffee. Den gönne ich mir, damit ich nicht einschlafe, wenn ein Fußballspiel langweilig vor sich plätschert. Gut schmeckt er auch am Vormittag eines Advent-Sonntages. Dazu kochen Sie sich zwei Tassen kräftigen Kaffee. Währenddessen erhitzen Sie die Milch, und bevor sie überkocht, ziehen sie den Topf vom Feuer und lassen die weiße Schokolade darin schmelzen. Dann schlagen Sie den Rahm. In die Tassen gießen Sie den Kaffee mit der Milch-Schokoladen-Mischung. Darüber kommen jeweils ein Esslöffel Schlagrahm und eine Prise Zimt. Was für ein Fest! Strenge Kaffee-Connaisseurs werden jetzt ihre Nase rümpfen – sie pflegen ihren Kaffee natürlich stets schwarz und unverfälscht zu trinken. Aber zwischendurch ist dieser weiße Kaffee ein Hochgenuss. Die Welt ist eben nie schwarz oder weiß, sondern immer eine Mischung davon. Nun wünsche ich Ihnen heiße Fußballspiele im November-Flutlicht! Zutaten für jeweils 2 Personen: Kinderpunsch: 0,5 Liter Wasser, 0,25 Liter Bio-Traubensaft, 2 Beutel Rotbuschtee, 1 Sternanis und 1 Zimtstange Heißer Whiskey: 0,5 Wasser, zwei Schuss Whiskey (ca. 20 Milliliter pro Tasse), 2 Gewürznelken, jeweils zwei Scheiben einer Bio-Zitrone und einer Bio-Mandarine, 2 Teelöffel Honig (kein Muss!) Weißer, heißer Kaffee: 200 Milliliter Kaffee, 200 Milliliter Milch, 50 Gramm weiße Schokolade, 100 Milliliter Rahm, evtl. eine Prise Zimt Musik: Noel Gallaghers High Flying Birds mit dem gleichnamigen Album aus dem Jahr 2011, Label Sour Mash, Produzenten Noel Gallagher und Dave Sardy Buch: „Fever Pitch“ von Nick Hornby aus dem Jahr 1992 – in der dt. Ausgabe „Ballfieber“, Kiepenheuer & Witsch Verlag

Post Author: Dan

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