Ach hätte er doch kein goldenes Steak bestellt, der Bayern-Star Franck Ribéry. Hätte er stattdessen diese silbernen Rippchen nach Art des Probelokals gegessen, wäre ihm eine Menge Ärger erspart geblieben. Sie glänzen zwar nicht so luxuriös – dafür schmecken sie einfach meisterhaft. Und sie gelingen immer!
Sie haben es bestimmt gelesen: Fußballprofi Franck Ribéry wurde in Dubai auf ein Tomahawk-Steak eingeladen. Und zwar im Restaurant des schillernden Star-Kochs Nusret Gökce, auf Instagram massenweise unter „Salt Bae“ bekannt. Es war nicht nur ein exquisites Stück Fleisch, sondern wurde noch auf dekadenteste Weise mit Blattgold umhüllt.
Ribéry postete das Foto und erntete den erwartbaren Shitstorm. Natürlich schoss er mit Wörtern aus der untersten Schublade zurück. Da blies ihm noch mehr Sturm entgegen. Mir fiel ein, was Schriftsteller Botho Strauß einmal über die Blogosphäre sagte: „Das All ist erfüllt von jedermanns erbrochenem Alltag, das Logbuch einer weltweiten Mitteilungsinkontinenz.“
Und tatsächlich hat fast jedermann und -frau schon einen Kommentar zur Goldfleisch-Affäre abgegeben – Journalisten, Fans, Fußballer und selbst TV-Kochprofis wie Alfons Schuhbeck oder Sarah Wiener. Da lasse ich es mir nicht nehmen, auch im kleinen Online-Probelokal meinen Senf dazu zu geben; frei nach dem Motto: Es wurde zwar schon alles gesagt, aber nicht von allen. Also.
Arroganz-Arena
Natürlich hat das alles auch mit dem FC Bayern zu tun, und ich schicke voraus, dass ich immer schon ein schwieriges Verhältnis zu diesem Verein hatte: Die Bayern gewinnen fast immer (keine sympathische Eigenschaft), falls sie einmal zu verlieren drohen, duseln sie sich in der letzten Spielminute doch noch zum Sieg (außer zweimal im Champions-League-Finale) und irgendwie liegt ein hartnäckiger Schleier der Überheblichkeit über dem Verein (ein Bekannter aus Bremen nennt das Stadion deshalb Arroganz-Arena). So geht es nicht nur mir: Entweder man mag sie, oder nicht. Dazwischen geht nicht. Das ist sonst nur bei Rosinen, Anis-Keksen oder Andreas Gabalier der Fall.
Dabei brauche ich den FC Bayern: Ein Vereinsturnier ohne die Münchener wäre langweilig – gegen wen könnte man denn sein? Es ist auch bequem, die Bayern nicht sonderlich zu mögen: Dann kann man immer zu den Gegnern halten. Das vereinfacht vieles. Außerdem liebe ich die ständigen, augenzwinkernden Scharmützel mit den Bayern-Fans im Bekanntenkreis. Sie gehören also irgendwie dazu, und sie halten sich immerhin seit Jahrzehnten an der Spitze.
Fußballgötter und beleidigte Leberwürste
Und dann war da noch Franck Ribéry: Der Franzose zählt mit seinem Antritt und der Schussgenauigkeit zur Fußball-Weltklasse. Über seinen kulinarischen Geschmack lässt sich streiten. Er ist damit aber in guter Gesellschaft, auch FIFA-Boss Gianni Infantino oder Diego Maradona ließen sich schon stolz und ausgelassen mit dem bizarren Blattgold-Koch „Salt Bae“ ablichten. Das ergibt ein stimmiges Sittenbild der internationalen Fußballmacht.
Klar, es steht nirgends geschrieben, dass Fußball-Lichtgestalten auch politisch korrekte Vorbilder sein müssen. Und manchmal sind mir beleidigte Fußballprofis wie Ribéry, die ihre guten Sitten über Bord werfen, auf die Moral pfeifen und ihrem Ärger einmal Luft verschaffen, fast lieber, als die abgeschliffenen Profi-Buben mit ihren perfekt einstudierten Schönwetter-Interviews.
Es ist übrigens wenig glaubwürdig, wenn sich die Fans empören: Sie, die den Clubfußball mit ihrem Geld zur Show machen und junge Männer zu Fußballgöttern erheben. Da darf man sich nicht wundern, wenn mancher abhebt. Und Vorbilder für unflätiges Benehmen in sozialen Medien gibt es an der Spitze der Politik zur Genüge, manche sind sogar vom Volk gewählt und sitzen in Wien, Rom oder Washington fest im Sattel.
Tanz ums goldene Kalb
Der FC Bayern verpasste Ribéry für sein Austeilen in den sozialen Medien eine Geldstrafe. Dabei tanzt der Verein selbst ums goldene Kalb – und zwar gar nicht weit weg vom Dekadenz-Restaurant in Dubai, ausgerechnet im Trainingslager in Katar. Das Emirat gilt als reichstes Land der Welt und wird mit seiner absoluten Monarchie immer wieder von Menschenrechts-Organisationen kritisiert. Das überschüssige Öl-Geld wird mittlerweile in den europäischen Clubfußball gepumpt. Das freut den FC Bayern, der seit letzten Sommer großzügig von Qatar Airlines unterstützt wird.
Ein großes Stück vom arabischen Kuchen hat auch Paris Saint Germain abbekommen, um Spieler wie Neymar zu finanzieren – ein Grund dafür, dass die Champions League mit Fußballromantik und Sportsgeist inzwischen so viel zu tun hat, wie das österreichische Skisprung-Team mit der Weltspitze. Da lobe ich mir Typen wie den finnischen Nationalspieler Riku Riski. Er hat unlängst Haltung gezeigt und das Trainingslager seines Clubs HJK Helsinki boykottiert, da es in Katar stattgefunden hat.
Alufolie statt Blattgold
Im Probelokal überziehen wir kein Steak mit Blattgold. Da tut es auch Alufolie. Das Wesentliche liegt im Einfachen. Und das ist – wenn es zur Abwechslung Fleisch gibt – auch nicht unbedingt das Filetstück. Sondern Rippchen. Tagesaktuell müssten sie „Riberippchen“ heißen. Ich ging auf dem Wochenmarkt zum Stand meines Vertrauens und kaufte dem Bauern eine saftige Portion ab. Eigentlich wollte ich Rinder-Rippchen probieren. Doch er hat Schwein gehabt – sonst nichts. Egal, entscheiden Sie je nach Marktangebot, Ihrer Konfession oder Lust und Laune, aus welchem Tier die Rippen geschnitten werden sollen.
Zuhause angekommen, bereitete ich die Rippchen vor. Zunächst entfernte ich die sogenannte „Silberhaut“ – dazu fahren Sie einfach mit einem Löffelstiel unter die Haut, die eine Seite der Rippchen überzieht, heben sie hoch und entfernen sie, so gut es geht (siehe Foto). Dann heizen Sie das Backrohr auf 110 Grad Umluft oder 130 Grad Unter- und Oberhitze vor.
Marinieren Sie die Rippchen. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, es gibt unzählige Rezepte für Rubs und Marinaden. Im Grunde genügen Salz und Pfeffer. Ich wollte aber Ordnung im Gewürz- und Kühlschrank schaffen und verbrauchte eine Menge geräuchertes Paprikapulver, Ahornsirup, Zitronensaft, Sojasauce, Tomatenmark und Öl – Details und Mengenangaben finden Sie wie immer am Ende der Geschichte bei den Zutaten.
Zweimal 90 Minuten Wartezeit
Mit dieser Marinade pinselte ich die Rippchen ein und legte sie mit der gewölbten Seite nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Im Ofen garen die Rippchen nun für die Dauer eines Fußballspieles – 90 Minuten. Das verschafft Ihnen Zeit, die Musik und Comedy-Beiträge von Willy Astor anzuhören. Die Wortspiele des Müncheners sind legendär, etwa im „Fußballmärchen“, und sein Gitarrenspiel ist beeindruckend. Enttäuscht wurde ich einmal, als ich hörte, dass die FC-Bayern-Stadionhymne „Stern des Südens“ von ihm stammt. „Mein“ Willy Astor singt die Bayern-Hymne? Auweia. Aber gut gemacht und stadiontauglich ist sie ja schon…
Dann wenden Sie einen Trick an, den ich mir von Jamie Oliver abgeschaut habe. Bereiten Sie für jede Reihe Rippchen einen Bogen Alufolie vor und biegen Sie ihn an den Rändern etwas nach oben. Dann holen Sie das Blech aus dem Ofen, schnappen sich mit einer Zange eine Reihe Rippchen und legen Sie sie umgedreht, mit der Wölbung nach oben, auf die Folie. Darüber goss ich einen Schuss Cider.
Das kann genauso gut Apfelsaft sein, manche schwören auf ein paar Schlucke Bier. Hauptsache eine aromatische Flüssigkeit, in der die Rippchen nun weiter garen. Verschließen Sie mit der Alufolie die Rippchen, damit kleine, silberne Päckchen entstehen, und legen Sie sie zurück aufs Blech. Dann brutzeln die Rippchen zugedeckt für weitere 90 Minuten.
Öffnen Sie danach den Ofen, bergen Sie die Rippchen aus der Folie und legen Sie sie wieder umgedreht, mit der Wölbung nach unten, auf das Blech. Vorsicht – sie sind inzwischen so mürb gebraten, dass sie fast auseinander fallen. Noch nicht zubeißen! Sie werden noch feiner! Dann bepinseln Sie die Rippchen großzügig mit der Marinade und schieben sie ohne Folie ein drittes Mal zurück in den Ofen. In den folgenden 30 Minuten können Sie die Marinade immer wieder auf die Rippchen pinseln, es entsteht eine herrlich-klebrige Glasur.
Nun knurrt der Magen. Die Rippchen sind fertig und können aus dem Ofen geholt werden. Falls Sie Ihren Gästen im Stile des schillernden Kochs Dekadenz vorgaukeln wollen, dann servieren Sie die Rippchen einfach in Alufolie eingewickelt und tun beim Servieren so, als wäre es statt Blattgold einfach Silber. Dubai für Arme. Elegant schwurbeln Sie die Rippchen am Tisch aus der Folie und streuen theatralisch grobes Meersalz darüber – Salt Bae ist schließlich bekannt für seine Gewürz-Inszenierungen, ihm sollten Sie um nichts nachstehen.
Aber eigentlich genügt es, neben der Prise Salz eine halbe Limette zu servieren und ein wenig ihres Saftes darüber zu träufeln. Dazu gibt es frisches Brot, manchmal einen saisonalen Salat, den Rest des Ciders und vielleicht noch ein gutes Craft-Bier. Mehr braucht es nicht, um einen herrlichen Abend zu verbringen. Beim Genuss der Rippchen vergisst man alle Abgründe des Fußball-Showgeschäfts. Und das Silber glänzt wie Gold!
Zutaten:Möglichst alles in Bio-Qualität: 3-4 Reihen Rippchen à 300-400 Gramm; für die Marinade 1 Teelöffel geräuchertes Paprikapulver, 2 Esslöffel Zitronensaft, 2 Esslöffel Ahornsirup, 2 Esslöffel Sojasauce, 2 Esslöffel Tomatenmark, 3 Esslöffel Öl (zB Raps oder Olive), Salz, Pfeffer und Ihr LieblingsbrotGetränk: Craft-Bier – oder den übrigen Cider vom MarinierenMusik: Willy Astor, www.willyastor.de
Post Author:
Dan
One Reply to “Rippchen aus dem Ofen”
Super Rezept – tolle Geschichte – und…
Gelingt tatsächlich immer – bereits nachgekocht 😉
Besten Dank
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Super Rezept – tolle Geschichte – und…
Gelingt tatsächlich immer – bereits nachgekocht 😉
Besten Dank