Einfaches aus der Heimat.
Das waren noch mühsame Zeiten, als man dem Sanitäter in der Corona-Teststraße öfter in die Augen blickte, als manchem Familienmitglied. Als Restaurants geschlossen blieben, das Homeschooling den letzten Nerv zog und sich das Warten auf den Impftermin wie eine Ewigkeit anfühlte.
Doch dank sinkender Corona-Zahlen verschob sich das Problembewusstsein zuletzt schleichend in Richtung Fußballstadion. Plötzlich forderte die Trauer über das österreichische Ausscheiden die ganze Aufmerksamkeit. Kombiniert mit dem Ärger über den europäischen Fußballverband, der mit sinnlosem Videoassistenten und verzögertem Abseits nichts unversucht lässt, dem einfachen Fußballfan die Freude am Zusehen zu nehmen.
Sommerliche Luxusprobleme
Und damit auch zum Ende der – trotz allem – herrlichen Fußball-EM nur keine Langeweile aufkommt, türmen sich plötzlich die sommerlichen Luxusprobleme. Erstens: Wohin mit dem vielen reifen Gemüse? Und zweitens: Wie kann man die eingefahrene Ernte geschmackvoll zubereiten? Mit großer Freude über die Leichtigkeit dieser Probleme serviere ich heute einen Lösungsvorschlag.
Dank der nachfolgend vorgestellten Zubereitungsart schmeckt das Gemüse nämlich allen. Und leicht zuzubereiten ist es obendrein. Dass dieses Gericht außerdem beweist, dass Einfaches aus der Heimat nicht dumpf sein muss, krönt das sommerliche Geschmackserlebnis.
Denn wenn es um das Einfache und Heimatliche geht, sind die beleidigten Rechtspopulisten nicht weit. Wie etwa Herbert Kickl, der bereits den Heimat-Begriff kapern wollte. Und jetzt auch einfache Leute wie unsereins. „Einfache Leute sind einfach, aber sie sind nicht dumm“, sagte der Rechtspopulist Herbert Kickl kürzlich. Nein, das Einfache ist gewiss nicht dumm. Und eine lebenswerte Heimat grenzt niemanden aus.
Gesunde Küche statt rechter Sprüche
Wir sollten uns diese Begriffe nicht vom Populisten stibitzen lassen. Wer einfach ist, braucht schließlich noch lange kein verängstigter Wutbürger zu sein. Dafür ist die Heimat zu schön und das Einfache schlicht zu kostbar.
Das gilt auch in der Küche. In diesem Sinne gibt es heute ein einfaches, heimatliches Gericht von Welt. Deswegen ist es noch lange nicht engstirnig und bieder. Das sommerliche Gemüse läuft damit zu geschmacklicher Höchstform auf. Und gesund ist es obendrein. Wären Wortwitze nicht einfältig, müsste man es deshalb fast „Vitamin-Kickl“ nennen.
Die Idee zu diesem Gericht stammt von Wolfram Siebeck, dem inzwischen verstorbenen Gastrokritiker. Das Prinzip ist einfach: Das Gemüse wird in Etappen kräftig gewürzt, in einer Auflauf-Form aufeinander gelegt und im Ofen gebacken. Die harten Kartoffeln liegen unten. Und das wässrige, zarte Gemüse obenauf, um das Aroma hinabsinken zu lassen. Das Ergebnis schmeckt so intensiv, dass selbst Fleischesser entzückt sein werden. Das Einfache kann so gut sein.
Ab ins Gemüse
Zuerst waschen Sie das Gemüse. Die Kartoffeln werden geschält und in Scheiben geschnittenen, in einer Schüssel mit etwas Öl und einem Teil der Gewürze vermischt und ziegelartig in eine Auflauf-Form geschichtet.
Danach werden die Melanzani – manche sagen auch Aubergine dazu –, die Paprika und der Zucchino in mundgerechte Stücke geschnitten, in der Schüssel mit etwas Öl durchgerührt, wieder kräftig mit Salz, Kräutern und Pfeffer aus der grob eingestellten Mühle gewürzt.
Die Zwiebel und die Knoblauchzehe werden klein geschnitten und untergerührt. Das Gemüse legen Sie nun auf die Kartoffeln in die Form. Zum Schluss schneiden Sie noch die Tomaten in nicht zu dünne Scheiben, rühren sie wieder in der Schüssel mit Öl und Gewürzen durch und belegen damit das Gemüse. Das war’s schon!
Im vorgeheizten Ofen wird die vitaminreiche Form nun bei 170 Grad Umluft für etwa eine Stunde gebacken. Falls die Tomaten zu rasch dunkel werden, sollten Sie die Form mit etwas Alufolie abdecken. Beim Servieren gehört noch etwas Öl auf das Gemüse und viel frisches Brot auf den Teller. Höchste Vorsicht ist beim Essen geboten – denn das Gemüse bleibt lange sehr heiß!
Einfache Heimatmusik
Übrigens: Wunderbar Einfaches aus heimischen Gefilden gibt es auch im Plattenschrank. Denn kürzlich haben Ernst Molden, Willi Resetarits, Hannes Wirth und Walther Soyka ihr neues Album veröffentlicht. Beim Titelsong „Schdean“ kommt man aus dem Mitwippen kaum heraus. Und für das wunderbare Lied „Der guade Kaiser“ übersetzte Ernst Molden die Ballade „Der König in Thule“ von Goethe gekonnt ins Wienerische. „Da geht es um einen Monarchen mit Alkoholproblem – das passt blendend nach Wien“, sagte Ernst Molden bei einem Auftritt in der Elbphilharmonie.
Die Probleme gehen also nicht aus, die Lösungen werden aber überwiegen. Einen schönen Sommer!
Zutaten für zwei Hungrige:
3 Kartoffeln, 1 kl. Melanzani, 1 Paprika, 1 kl. Zucchino, 1 kl. Zwiebel, 2-3 Tomaten, 1 Knoblauchzehe, frische Kräuter (Oregano, Thymian), Olivenöl, Salz und Pfeffer. Die Mengen und das Gemüse können selbstverständlich variieren – es kann fast nichts schiefgehen.
Musiktipp:
Album „Schdean“ von Ernst Molden, Willi Resetarits, Hannes Wirth und Walther Soyka aus dem Jahr 2021, Label Bader Molden Records
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