Liebe auf den zweiten Biss.

Scharf und sauer in den Sommer

Die Luft ist raus. Kinder und Kegel holpern dem Ferienbeginn entgegen, der nach einem unmöglichen Schuljahr wie die Ziellinie nach einem Marathon erscheint. Und auch deren Eltern kriechen dank Lockdowns, Kriegsangst und Teuerungen am Zahnfleisch in den Juli hinein.

Durchaus sauer, bisweilen auch hitzig-scharf fühlt man sich da manchmal. So wie die Dauerbrenner in meiner Küche: Chilis und Limetten. Denn selbst wenn Milch und Butter ausgehen und das letzte Körnchen Salz gestreut ist – auf die beiden kulinarischen Kumpel ist Verlass.

Allein schon der Farbe wegen gehören Chilis und Limetten zu den Stammgästen im Probelokal.

Unbehandelte Limetten und Bio-Chilischoten warten stets geduldig im Kühlschrank. Den mitunter weit gereisten Exoten ist mein Regionalitätsfimmel egal. Ausnahmen bestätigen schließlich die Regel.

Die Zuneigung dieser scharfen und sauren Dinger muss man sich allerdings erarbeiten. Es sind keine Alleinunterhalter. Süß und lieb wie Erdbeeren oder Tomaten wollen sie partout nicht sein. Doch richtig eingesetzt veredeln Chilis und Limetten unzählige Gerichte. Dann wartet die große Liebe auf den zweiten Biss. Was für eine Ausstrahlung!

Lemon Sodala
Die Limetten-Limonade ist mein Lieblings-Durstlöscher dieses Sommers. Wer im Urlaub südlich des Brenners gerne Lemon Soda bestellt, wird daran seine herbe Freude haben. Die Zubereitung ist einfach:

Machen Sie mit den Limetten zunächst das, was der Friseur Ihres Vertrauens mit Ihrem Haar tut: Waschen und trocknen Sie sie. Dann reiben Sie die Schale in einen Topf, in den Sie auch den Limettensaft pressen. Mit Leitungswasser und Zucker wird die Mischung kurz aufgekocht.

Nach dem Abkühlen kommt noch die Minze dazu, dann darf der Topf für ein paar Stunden in den Kühlschrank. Vor dem Servieren gießen Sie die Flüssigkeit durch ein Sieb in eine große Kanne, um sie noch mit kaltem Mineralwasser aufzugießen. Mit Minze und Limettenscheiben wird sommerlich-festlich dekoriert.

Mein liebster Durstlöscher dieses Sommers.

Jubiläums-Album
Während die süß-herbe Limonade Ihre Kehle kühlt, legen Sie sich das Jubiläums-Album dieses Sommers zurecht, um kräftig mitzusingen. Denn die Toten Hosen feiern heuer ihr 40jähriges Jubiläum, Sänger Campino wurde unlängst 60. Aus den Punkern sind über die Jahre breitenwirksame Pop-Rocker geworden. Deren Österreich-Konzert wird ausgerechnet vom „Kurier“ präsentiert. So weit ist es gekommen.

Campino und Co haben ein gutes Gespür für eingängige Songs und gesellschaftspolitische Ansichten. Allein deswegen gehört das Jubiläumsalbum „Alles aus Liebe – 40 Jahre Die Toten Hosen“ in die Probelokal-Sammlung. Im Ohr liegen derzeit auch die neuen Songs wie das druckvolle „Amore Felice“. Es motiviert zum Anlegen eines großen Vorrats an Chili-Paste.

Chili-Paste auf Vorrat
Den scharfen Leserinnen und Lesern unter Ihnen lege ich eine Paste aus 40 Chilischoten ans Herz. Für jedes Jahr des Bestehens der Toten Hosen gibt es also eine Schote. Die Paste krönt jedes Salatdressing, jede Pizza, jedes Curry. Und in frisch gekochte Spaghetti gerührt entsteht im Handumdrehen ein Fast-Food-Gericht für den Slow-Food-Liebhaber.

Der angelegte Vorrat hält übrigens bis in den Herbst hinein. Damit erinnert mich die Chili-Paste noch im November, dann, wenn möglicherwiese die nächste Corona-Welle über uns schwappt, an einen maskenfreien Sommer wie damals.

Der Einweghandschuh ist eine wichtige Zutat beim Zubereiten der Paste.

Entfernen Sie die Chili-Stiele, schneiden Sie die Schoten auf und entfernen Sie die Kerne. Am besten mit Einweghandschuhen, sonst kann das Unterfangen böse ins Auge gehen. Gemeinsam mit den geschälten Knoblauchzehen und den weiteren Zutaten pürieren Sie den äußerst pikanten Haufen im Standmixer.

Die Paste wird nun in kleine Gläser gefüllt und konserviert. Dazu können Sie die Gläser einfach auf ein Blech stellen, in das Sie 1 cm hoch heißes Wasser gießen und bei 130° im Backofen eine Stunde einkochen. Falls Sie einen Dampfgarer besitzen, können Sie das auch bei 95° und 100% Feuchtigkeit erledigen.

Ein Teil der Ausbeute: Die frisch eingekochte Chili-Paste.

Ich wünsche Ihnen – abseits der Küche – möglichst wenige saure und scharfe Momente in diesem Sommer. Stattdessen Leichtigkeit und Freude!

Zutaten:
Limetten-Limonade: 5 Limetten (etwa 150 Milliliter Saft), 400 Milliliter Leitungswasser, 100 Gramm Rohrzucker, kl. Bund Minze, 1 bis 1,5 Liter Mineralwasser

Chili-Paste: 40 Chilischoten (etwa 450 Gramm), 5 Knoblauchzehen, 250 Milliliter Raps-, Maiskeim- oder Olivenöl, 1 Esslöffel Salz, je nach Geschmack ein paar frische Gartenkräuter, 1 Einweghandschuh

Musik:
„Alles aus Liebe – 40 Jahre Die Toten Hosen“ aus dem Jahr 2022, Label jkp

Post Author: Dan

2 Replies to “Chili-Paste und Limetten-Limonade”

  1. Lieber Daniel
    Zu so später Stunde ist deine Limetten Erfrischung wohltuenden Balsam.
    Ich mag deine Texte sehr gern.
    Gute Nacht Inge

  2. Ich weiß nicht, was ich mehr genieße, die Rezepte oder die so feinen, hintergründigen, federleichten und nach chilli-lemon köstlich riechenden Formulierungen. Chapeau und lieben Dank, Daniel!

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