Baba, hausgemacht!
Glaubt man der Werbung, sollte alles schmecken, wie hausgemacht. Das habe ich noch nie verstanden: Warum soll ich etwas kaufen, das wie hausgemacht schmeckt? Dann kann ich es doch gleich selber machen. Die Friseurin wirbt doch auch nicht damit, dass meine Haare nach dem Salonbesuch so aussehen, wie hausgemacht.
Auch sonst pflegte ich mit dem Hausgemachten lange ein kompliziertes Verhältnis, das muss ich zugeben. Wurden in der Schule oder in Pfarrheimen Torten für den guten Zweck verkauft, machte ich unauffällig einen Bogen ums Buffet. Üppige, hausgemachte Torten unbekannter Provenienz weckten mein Misstrauen. Vor allem, wenn die Crème bereits davon zu laufen schien. Jeder hat halt so seine Nischen-Neuröslein. Crèmetorten-Skepsis war meine.
Inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem Hausgemachten gefunden. Schließlich bin ich längst selbst unter die Hobbybäcker gegangen. Diesen Februar backe ich statt gewöhnlicher Faschingskrapfen saftige „Babas“. Diese französische Spezialität wird im Original mit Rum getränkt, aber auch in der alkoholfreien Familien-Version schmeckt sie wunderbar. Natürlich wie hausgemacht!
Beschwingt bäckt es sich leichter
Bevor ich den Ofen anwerfe, schalte ich die passende Musik ein. Aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass Gebäck stets gelingt, wenn gute Musik dazu erklingt. Nicht, dass das Gebäck ein Gehör hätte und sich von Klängen beeinflussen lassen würde – nein, es ist der Bäcker selbst, der mit Musik einfach beschwingter knetet und bäckt.
Diesmal begleitete mich Jason Isbell mit seiner Band „400 Unit“, und zwar lief das aktuelle Album „Weathervanes“. Kürzlich habe ich gelesen, dass Isbells Song „Cast Iron Skillet“ zu Barack Obamas Lieblingstitel des vergangenen Jahres zählte. Der Mann hat Geschmack, yes he has.
Es wird geknetet
Nun wird gebacken. Zum Auftakt verrühre ich das Mehl mit zerbröckelter Hefe, Butter, Salz und Honig in einer Schüssel mit dem Knethaken. Nach und nach gebe ich die Eier und die Milch dazu. Die Mischung darf abgedeckt eine gute Stunde rasten.
Für den Sirup lasse ich das Wasser mit Zucker, den abgeriebenen Schalen der Zitrusfrüchte sowie der aufgeschlitzten und ausgekratzten Vanilleschote aufkochen. Dann schalte ich den Herd aus und lasse den großartig riechenden Zaubertrank ziehen. Bevor nachher der Hefeteig darin getränkt wird, gieße ich den Sirup durch das feinste Sieb, dass das Probelokal zu bieten hat.
Dann heize ich den Ofen auf 180°C vor. Vom recht weichen Teig reiße ich nun Stücke ab, um sie in Form zu bringen. Dazu verwende ich nochmals einiges an Mehl, damit nicht alles verklebt. Die Teigstücke drücke ich in kleine Silikonformen, das können Donut-Kreise oder kleine Gugelhupf-Förmchen sein. Darin darf der Teig noch ein paar Minuten rasten.
Dann kommen sie ins Backrohr. Zunächst für eine Viertelstunde, danach schalte ich die Temperatur auf 150°C zurück und warte nochmals rund zehn Minuten, bis sie fertig sind. Ich lasse die Hefeküchlein etwas auskühlen, ehe ich sie aus der Form drücke und im bereitstehenden Sirup tränke.
Dabei wende ich die Küchlein und lasse sie ruhig ein paar Minuten ziehen, bis sie sich so richtig vollgesogen haben. Falls Sie die Babas originalgetreu mit Rum tränken möchten, dann ergänzen Sie den Sirup, nachdem sie die zuerst alkoholfreien Küchlein zubereitet haben, noch mit einem kräftigen Schuss Rum. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt oder Apotheker.
Sehr wichtig ist die Glasur: Dafür erwärme ich die Marillen-Marmelade mit dem Sirup und dem Staubzucker, rühre gut durch und streiche die saftigen Küchlein mit dem Backpinsel ein. Glänzend sieht das aus! Dann serviere ich die Babas mit geschlagenem und mit Vanillezucker aromatisiertem Rahm. Den Großteil verdrücke ich genüsslich selbst. Ein Hoch auf das Hausgemachte!
Zutaten:
Teig: 300 Gramm Mehl, 10 Gramm frische Hefe, 80 Gramm weiche Butter, 5 Eier (Größe M), 20 Milliliter Milch, 10 Gramm Honig, Prise Salz, Mehl zum Arbeiten
Baba-Sirup: 500 Milliliter Wasser, 220 Gramm Zucker, 1 Bio-Orange, 1 Bio-Zitrone, 1 Vanilleschote (und nach Belieben ein kräftiger Schuss Rum)
Glasur: 150 Gramm Marillen-Marmelade, 120 Milliliter des übrigen Baba-Sirups, 50 Gramm Staubzucker
Vanillerahm: 200 Milliliter Rahm, 1 Esslöffel Vanillezucker
Musiktipp:
Album „Weathervanes“ von Jason Isbell und 400 Unit aus dem Jahr 2023, Label Southeastern
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