Ice-Tea-Time.
Während ich an dieser Rezeptgeschichte feile, an einem sommerlichen Erfrischungsgetränk, stehe ich unter dem Eindruck der Fußball-EM. Dem alle vier Jahre wiederkehrenden Höhepunkt für jeden Fußballfan. Mir sind Länderspiele deutlich lieber als Vereinsmeisterschaften wie der aalglatten Champions League. Allein schon deswegen, weil bei einer EM keine Spieler von verschuldeten Clubs eingekauft werden können. Bei der EM zählen die Reisepässe, und der Sport wirkt deutlich leidenschaftlicher und ehrlicher.
Als österreichischer Hobbykoch, Fußballfan und kritischer Beobachter unserer Gesellschaft bin ich während dieser EM auf einer Achterbahn der Gefühle gefahren. Zuletzt ist das österreichische Team leider unglücklich ausgeschieden. Erst langsam erhole ich mich von diesen 95 Spielminuten, die mir vor dem Fernsehgerät alles abverlangt haben. Doch die Welt dreht sich weiter, und mit Stolz stelle ich am Tag danach fest: Es ist so viel Erfrischendes geschehen, das ein zukunftsfähiges, europäisches Bild von Österreich zeichnet.
Großartiges Team
Wenn man Trainer Ralf Rangnick oder die Spieler beobachtet, dann fällt vieles auf, für das unser Nationalteam lange nicht gestanden ist: Die strotzen vor Selbstvertrauen, sind faire Sportsleute, haben vor anderen Teams Respekt, aber gar keine Angst, können gegen jede Mannschaft gewinnen, stellen das Gemeinsame über das Trennende, machen aus der Vielfalt das Beste. Und: Sie haben sogar zu den gesellschaftlichen Entwicklungen etwas zu sagen. Nur wenige Minuten nach dem Ausscheiden gegen die Türkei sprach etwa Österreichs Spieler Michael „Gregerl“ Gregoritsch ausgerechnet ins Mikrofon von Servus TV: „Die Botschaft in ganz Österreich und Europa ist: Dass wir uns ganz weit entfernen sollten von rechtem Gedankengut und wissen sollten, wie wichtig das ist, dass wir alle gleich sind.“
Das ist um vieles größer als das dumme Verhalten mancher Fans und Spieler, die offenbar die politische Orientierung verloren haben. Etwa des türkischen Verteidigers, der Österreich mit seinem entscheidenden Tor aus dem Turnier köpfelte und auf die dumme Idee kam, dies auch noch mit rechtsnationalen Gesten zu feiern. Nun weiß ich natürlich nicht, ob ihn der Ball so unglücklich am Kopf getroffen hat, dass sein Hirn in Mitleidenschaft gezogen wurde; oder ob er einfach so auf politischen Irrwegen gelandet ist.
Der Fußballverband UEFA hat angekündigt, Konsequenzen zu prüfen. Braucht es zur Überprüfung von offensichtlichen menschenverachtenden Gesten jetzt auch schon den VAR, den Video Assistent Referee? Ich würde ja schon den VAR, der sich viel zu wichtig nimmt, mit sofortiger Wirkung aus allen Stadien verbannen. Genauso wie den extremistischen Spieler, der darüber hinaus zu ausreichend politischer Bildung und Sozialarbeit verdonnert werden sollte.
Cool down mit Eistee
Da braucht es nun eine große Portion Eistee, um mich abzukühlen. Wobei ich das Prinzip von Eistee nie verstanden habe. Etwas aufzukochen, um es sogleich wieder abzukühlen, erschien mir stets fragwürdig. Und industriellen Eistee, der so süß schmeckt, dass er nur mit viel kaltem Mineralwasser genießbar ist, halte ich für so unnötig, wie extremistisches Gehabe am rechten oder linken Rand, auf Facebook ausgetragene Grundsatz-Diskussionen oder den vergebenen Kopfball von Christoph Baumgartner in der letzten Spielminute.
Doch seit vor meiner Tür Melisse und Minze wuchern, habe ich hausgemachten Eistee als Lieblingsgetränk entdeckt. Zumal das Experimentieren mit den Zutaten richtig Freude macht: Da kann ich Kräuter sinnvoll verwerten, den Rhabarbersirup vom Frühjahr aufbrauchen oder saisonale Säfte unterjubeln, um das richtige Maß zwischen süß und herb auszutarieren.
Wie bei allem in der Küche, das einfach klingt, sollte man auch bei der Eistee-Zubereitung nicht den niedrigsten Zaun nehmen. Es reicht nicht, gekochten Tee einfach nur abkühlen zu lassen. Schließlich brauchen auch Getränke Liebe und Zuwendung.
Mindestens diese zwei Tricks sollten Sie deshalb anwenden: Damit der Tee nicht trüb und zu bitter wird, muss er nach kurzem Ziehen mit einer Hand voller Eiswürfel schockgekühlt werden. Und außerdem gehört ein kräftiger Schuss Zitronensaft dazu – dann bildet sich auf dem Tee keine Haut. Alles Weitere ist Ihrem Geschmack überlassen, und der Vielfalt potenzieller Zutaten sind keine Grenzen gesetzt.
Die Zubereitung könnte kaum einfacher sein: Kochen Sie das Wasser auf und lassen Sie die Kräuter – und evtl. weitere Zutaten wie Ingwer oder Zitronengras – darin ziehen. Schon nach wenigen Minuten gießen Sie den Tee durch ein Sieb in eine Kanne. Nun werfen Sie sofort die Hälfte der Eiswürfel dazu: Ein wunderbarer Moment, wenn das Eis den heißen Tee abkühlt. Dann wird nach Geschmack gesüßt und mit dem Saft einer halben Zitrone ergänzt. Wenn der Tee vollständig abgekühlt ist, servieren Sie ihn mit weiteren Eiswürfeln und Zitronenschreiben.
Dazu höre ich diesen Sommer das neue Album der 29jährigen Elizabeth Sinead Hillesdon. Die unter „Pixey“ bekannte Engländerin halte ich für eine sehr interessante Künstlerin und Produzentin, den Titel „I’m Just High“ bekomme ich jedenfalls kaum aus den Ohren. Ihr Album „Sunshine State“ aus dem Jahr 2021 trägt den Sommer schon im Titel. Ich bin gespannt, ob ihr diesen August erscheinendes Album „Million Dollar Baby“ auch so mitreißend wird. Songs wie „Bring Back The Beat“, das sie im Trikot des FC Liverpool singt, deuten jedenfalls darauf hin.
Wobei – eigentlich trällere ich derzeit ja ein ganz anderes Lied vor mich hin. Und diesen Ohrwurm bringe ich vermutlich für den Rest dieses Sommers nicht mehr aus dem Kopf. Der geneigte Fußballfan unter Ihnen weiß, was 2024 unter kräftigem Hüpfen gesungen wird. Nämlich: Naar links. Naar rechts.
Zutaten für eine Kanne Eistee:
Klassisch – mit getrocknetem Schwarz- oder Grüntee: 1 Liter Wasser, rund 20 Eiswürfel, 3 Beutel oder 2 Esslöffel Ihres Lieblingstees, 2 Bio-Zitronen, etwas Rohrzucker
Oder – mit frischen Kräutern: 1 Liter Wasser, rund 20 Eiswürfel, eine Hand voll Ihrer Lieblingskräuter (zB Melisse oder Pfefferminze), 2 Bio-Zitronen, etwas Rohrzucker
Egal, ob mit getrocknetem Tee oder frischen Kräutern: Gut machen sich dazu auch eine Scheibe Ingwer oder gehacktes Zitronengras. Statt Rohrzucker eignen sich zum Süßen auch selbstgemachte Sirupe, etwa Holder oder Rhabarber. Außerdem Honig oder ein Glas Apfelsaft.
Musiktipp:
Album „Million Dollar Baby“ aus dem Jahr 2024 von Pixey
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