Knuspriges Brot mit Tomaten und Pilzen:
Schwenken Sie die Knoblauch-Fahne!
Was, schon wieder so ein einfaches Arme-Leute-Essen? Ein Rezept für etwas, das eigentlich gar kein Rezept braucht? Wo bleiben die feinen Gerichte auf dieser Seite? Und überhaupt: Wo ist das Fleisch? Gemach, gemach, liebe Gäste in der Eröffnungsphase von Dan’s Probelokal. Erstens sind die einfachen Sachen die besten, wenn gute Zutaten und Werkzeuge im Spiel sind. Zweitens ist Fußball-WM – da braucht es fan-kompatible Snacks, die rasch und auch in großer Menge gut zuzubereiten sind. Und drittens kommen sie schon noch, die feinen Dinge auf dieser Seite. Bald sogar mit Fleisch, es wird schon kräftig ausprobiert am Herd. Aber diese vegane Rezeptgeschichte ist noch den knusprigen Brotscheiben namens „Bruschetta“ gewidmet. Die eine Hälfte belegen wir klassisch mit Tomatenwürfeln, die andere mit Pilzen der Saison.
Kaufen Sie zunächst bei der Bäckerei Ihres Vertrauens einen hellen und einen dunklen Brotlaib. Achten Sie darauf, dass das Brot mit feinen Zutaten auf traditionelle Weise vor Ort gebacken wurde, denn das Leben ist zu kurz, um aufgebackene Industrie-Teiglinge zu essen und Bäckereien zu unterstützen, die mit diesem Schwachsinn Geld verdienen. Schneiden Sie einen Teil der Brote in nicht zu dünne Scheiben. Dann bereiten Sie die beiden Beläge zu. Die Tomaten waschen, in kleine Würfel schneiden und angemessen salzen. Währenddessen hacken Sie frische Kräuter, ich nehme immer Rucola und Oregano. Sie kommen gemeinsam mit einem kräftigen Schuss Olivenöl, ein paar Prisen Pfeffer und wenig Zitronensaft zu den Tomaten. Fertig ist Belag Nummer eins.
Dann säubern Sie die Pilze, ich nehme meistens ein paar Crème-Champignons und eine Hand voll Pfifferlinge, abgesehen von Giftpilzen eignen sich aber viele Sorten. Schneiden Sie die Pilze in kleine Stücke und erhitzen Sie eine beschichtete Pfanne. In einem Schuss Olivenöl braten Sie nun die Pilze bei mittlerer bis hoher Temperatur schön braun an. Eine gewürfelte Schalotte macht sich noch gut, ist aber keine Pflicht. Salzen und pfeffern Sie, und wenn Ihnen danach ist, dann geben Sie auch hier ein paar gehackte Kräuter dazu (Petersilie, Rosmarin). Das ausgetretene Wasser verdampft und bald werden die Pilze fein braun. Löschen Sie mit einem Spritzer Zitronensaft ab und freuen Sie sich, dass auch Belag Nummer zwei nun vorbereitet ist.
Zum Rösten der Brote empfiehlt sich eine Grillpfanne – eine Investition, die sich lohnt. Bei mir ist sie fast täglich im Einsatz. Nicht zu gering, nicht zu hoch sollte die Hitze sein. Bei meiner 10stufigen Skala pendle ich mich nach einem kurzen Ausflug auf Stufe 7 bei 6 ein. Aber jeder Herd hat seinen eigenen Kopf, nach vielem Probieren werden Sie ihn kennen lernen. Nun legen Sie die Brotscheiben ganz ohne Öl in die Pfanne und wenden Sie sie, wenn das Grillmuster ersichtlich ist. Fein ist sie, diese Röstung – bei diesem Wort denke ich übrigens immer an die glänzende Eduscho-Werbung aus den 80ern: Rrrrröstfrisch hieß es damals.
Auf einem großen Teller richten Sie nun die Brote an. Dann kommt der entscheidende Moment: Mit einer Knoblauchzehe reiben Sie ganz dezent über die Oberseite der Brotscheiben – besorgen Sie sich unbedingt frischen, saftigen Knoblauch und keine knorrige Zehe, die nach altem Gemäuer riecht. Da die Brotscheiben knusprig sind, bleibt ein dezenter Knoblauchgeschmack hängen. Schon läuft dem Koch das Wasser im Mund zusammen, aber halten Sie sich noch zurück und verteilen Sie die Beläge nun auf die Brote. Dann wird serviert.
Unterschätzen Sie nicht den Unterhaltungswert beim Versuch, die gerösteten Brotscheiben in angemessener Form zu verzehren. So sehr sich die Gäste um Tischmanieren bemühen, so sicher werden sie kläglich scheitern. Die Scheiben sind unhandlich und nicht für unsere Münder geeignet. Beim Abbeißen macht sich Verkrampfung breit und Tomatenstücke und Pilze werden auf den Teller fallen. Das gehört einfach dazu, auch wenn es ein wenig an einen Loriot-Sketch erinnert. Etwas entschärft wird der Kampf Ihrer Gäste mit der Brotrinde übrigens, wenn Sie sie vor dem Rösten abschneiden – zumindest an einer Seite. Dann haben die Zähne eine faire Chance und müssen beim ersten Bissen nicht gleich mit einer kaum durchzubeißenden Rinde kämpfen.
Der Snack eignet sich zum Fußballschauen, zumal man nach dem Essen im Stil eines eingefleischten Fans die Knoblauch-Fahne schwenken kann. Er ist aber auch ein einfacher, kostengünstiger Snack für alle Momente des Sommers. Als Getränk bietet sich natürlich Weißwein an. Aber da mir der Winzer meines Vertrauens, ein Burgenländer, der eine biodynamische Landwirtschaft betreibt, erst vorgestern feinen Traubensaft ins Haus geliefert hat, bereite ich ein alkoholfreies Lieblingsgetränk zu: Eine große Karaffe mit gespritztem Traubensaft, der sich aus 1/3 Saft und 2/3 Mineralwasser zusammen setzt. Und dazu höre ich mir wieder einmal das Album „Night“ der Songwriterin Tift Merritt und der Pianistin Simone Dinnerstein an. Zu wolkenlosen Sommerabenden passt der letzte Titel des Albums wunderbar, eine feine Interpretation von Johnny Nashs „I Can See Clearly Now“.
Zutaten für zwei hungrige Abendesser oder vier Snackende: Brot Ihrer Wahl (ich nehme gerne ein italienisches Weißbrot und ein dunkles Sauerteigbrot), einige kleine Tomaten und eine Hand voll Pilze (jeweils gut 150 Gramm), 1 Knoblauchzehe, 1 Schalotte, Olivenöl, Saft einer Zitrone, ein paar gehackte Kräuter (Rucola, Oregano, Rosmarin, Petersilie), Salz und Pfeffer Getränk: Gespritzter Traubensaft – 1/3 süßer Saft von Bio-Trauben, 2/3 MineralwasserMusik: Album „Night“ von Tift Merritt und Simone Dinnerstein aus dem Jahr 2013; Label: Sony ClassicalLektüre:Ausnahmsweise keine – die Hände sind mit dem Essen beschäftigt und zu schmutzig, um Papier anzugreifen.
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