Hochsaison für coole Krümelmonster
und heiße Schokoladentiger.
„Wer Schokolade trinkt, erfreut sich einer gleichmäßigen Gesundheit und entgeht am ehesten den vielen kleinen Übeln, die das Glück des Lebens trüben…“ Das sagte der französische Gastrosoph Jean Brillat-Savarin schon im Jahr 1825. Na dann, machen wir uns eine heiße Schokolade mit feiner Orangen-Note. Dazu gibt es herbstliche Kekse und ein Wiedersehen mit TV-Helden der Kindheit.
Aufmerksame Gäste des Probelokals haben schon bemerkt, dass mir die Bemühungen des Handels, mir schon im Sommer Weihnachtsstimmung aufzuzwingen, gar keine Freude bereiten. In den Randspalten dieser Seite berichtete ich schon von Lebkuchen-Türmen und Spekulatius-Bergen, die ich seit August im Supermarkt umkurven muss. Und bereits seit September treiben Weihnachtsmänner in Baumärkten ihr Unwesen – kaum, dass wir die Osterhasen aufgegessen haben!
Doch nun, wenn die Uhren die Winterzeit anzeigen, sollten wir uns damit abfinden, dass es nur noch wenige Wochen sind, bis die Adventkerzen brennen. Es ist höchste Zeit für einen ersten Testlauf der Winter-Backstube im Probelokal. Bevor die vielen Hausmänner- und Frauen im Supermarkt zu Hamsterkäufen für die Weihnachtsbäckerei ansetzen, nutze ich die Ruhe vor dem Sturm, um ganz entspannt eine erste Portion Mandeln, Mehl und Zucker in den Einkaufswagen zu hieven. Zur Freude der Kinder, die sich in den Herbstferien eine süße Jause wünschen.
Die knusprigen Kekse passen gut zum Kaffee, wenn Verwandte zu Allerheiligen auf Besuch kommen. Und natürlich zur heißen Orangen-Schokolade, die ich Ihnen heute noch vorstelle. Inspiriert haben mich zum herbstlichen Keksebacken aber nicht nur die Kinder. Sondern zwei fellige Idole meiner Kindheit: Das Krümelmonster und ALF.
Ein sympathischer Gierschlund
Ersteres tauchte verlässlich in der TV-Sendung Sesamstraße auf. Dort fand es in jeder Ecke Kekse und verschlang sie unter lautem Gegröle. Keeekse! Manchmal machte sich das Krümelmonster auch über die Studio-Dekoration her. Das klingt furchterregend, und dennoch war mir der blaue Gierschlund immer sympathischer, als etwa die überkorrekte Tiffy oder der eitle Herr von Bödefeld. Keks-Liebhaberei verbindet. Oder würden Sie lieber mit Semino Rossi auf ein Bier gehen, als mit Campino? Dazu wieder einmal ein Beitrag zum unnützen Bildungsauftrag im Probelokal: Wussten Sie, dass das Krümelmonster eigentlich „Sid“ heißt und am 2. November Geburtstag feiert? Muss man nicht wissen, passt zeitlich aber gut.
Und dann natürlich ALF, der Außerirdische. Der Held meiner späten Kindheit. ALF ist daran schuld, dass ich Anfang der 90er auf Halloween aufmerksam geworden bin. In der herausragenden Folge namens „Kostümfest“ lädt seine Gastfamilie Tanner zu einer Party. ALF nutzt die Gunst der Stunde und ruft heimlich alle Gäste an, um ihnen mitzuteilen, dass es sich um eine Kostümparty handle. Schließlich ist Halloween. Natürlich tat er das nur, um selbst als vermeintlich kostümierter Gast aufzutauchen – getarnt mit einem Reißverschluss auf seinem Fell.
Ein Fest für die Süßwaren-Industrie
Trotz ALF bin ich kein Freund des typisch amerikanischen Brauchs, der aus keltischen Traditionen für die Vermarktung zurecht gebogen wurde. Ich bin mit Allerheiligen mehr als zufrieden. Aber ein bisschen kann ich nachvollziehen, dass die Kinder so einem kurzen Grusel-Fasching auch etwas Lustiges abgewinnen können. Deshalb sehen wir es gelassen, laden Halloween erst gar nicht mit Bedeutung auf, lassen den hohlen, kommerziellen Anlass hohl und kommerziell sein und gönnen den Kindern die paar sinnbefreiten Fruchtgummi-Spinnen und Monster-Chips.
Jetzt kommen die Kekse!
Es gibt also Süßes statt Saures – und zwar zweierlei Kekse: Die Jugend entscheidet sich für die Adaption eines Rezeptes der niederländischen Köchin Yvette van Boven, für Mandel-Zimt-Kekse. Dazu vermengen Sie in der Rührschüssel die weiche Butter mit dem Rohrzucker, geben das Mehl dazu, dann die geriebene Schale der Zitrone, einen Esslöffel Zimt, die geriebenen Mandeln, eine Prise Salz und ein Ei. Ist alles gut durchgerührt, drehen Sie mit den Händen aus dem Teig ein paar ca. 2 cm große Teigwürste, rollen sie mit Alufolie ein und stellen sie kühl.
Nach einer Stunde heizen Sie den Ofen auf 160 Grad Heißluft vor. Nehmen Sie die Teigrollen aus dem Kühlschrank und schneiden Sie dünne Scheiben ab, die auf zwei Bleche mit Backpapier aufgelegt werden. Auf die kleinen Taler können Sie nun jeweils eine Lieblingsnuss setzen, Haselnüsse, Cashews oder Mandeln, alles ist erlaubt, nur keine Kopfnuss. Dann wandern die Kekse für 13-15 Minuten ins Rohr.
Meine Kinder wollten die Hälfte der Kekse unbelegt lassen, um sie nachher zu verzieren. Da sie eine Packung Fruchtgummi mit Halloween-Motiven geschenkt bekommen haben, setzen sie kleine Gummi-Augen, Spinnen und bunte Glühwürmchen auf die fertigen Kekse. Damit sie halten, kam zuvor noch ein kleiner Klecks geschmolzene weiße Schokolade auf den Keks.
Wollen Sie noch meine Lieblingskekse kennen lernen? Weiße-Schokoladen-Cookies – ein Traum! Die weiche Butter verrühre ich mit Zucker, dazu kommt das Ei. Und unbedingt zwei kräftige Prisen Salz, die brauchen die Kekse dringend. Danach die Walnüsse und die klein gehackte Schokolade, ebenso das Mehl mit dem Backpulver. Den Teig forme ich in etwas größere Würste als vorher, Durchmesser ca. 5 cm, und verfrachte sie in Alufolie gerollt für zwei Stunden in den Kühlschrank. Danach schneide ich 1 cm dicke Scheiben ab und lege sie auf ein Blech mit Backpapier. In 13 Minuten bei 150 bis 160 Grad Umluft sind die Kekse fertig. Wenn sie aus dem Ofen kommen, sind sie noch sehr weich – das passt schon so, erst beim Abkühlen werden sie knusprig.
Dazu das stimmige Getränk…
Wenn draußen der Herbstwind pfeift und Sie sich in der warmen Stube mit den Keksen einnisten, sollten Sie sich eine selbstgemachte heiße Schokolade mit feiner Orangen-Note genehmigen. Waschen Sie die Bio-Orangen und reiben die äußerste Schicht der Schale ab. Dann bereiten Sie die Schlagrahm-Haube vor: Schlagen Sie die 250 Milliliter Rahm in einer gekühlten Rührschüssel auf, darunter kommen Staubzucker, Zimt und ein Viertel der Orangenzesten. Nun kochen Sie die Milch mit den 100 Millilitern Rahm auf, rühren die restlichen Orangenzesten dazu und lassen die Mischung abseits der Herdplatte ein paar Minuten ziehen. Die gehackte Schokolade schmelzen Sie nun in der Milchmischung, die sie mit einem Schneebesen kräftig durchrühren. Auf niedrigster Stufe halten Sie das herrliche Getränk warm, bevor Sie es zum Servieren in Tassen sieben. Darüber kommt zum Schluss der Orangen-Zimt-Schlagrahm. Falls Sie im Supermarkt – wie ich gestern – nur gespritzte Massen-Orangen aus Südafrika entdecken, dann lassen Sie sie liegen. Ein paar Tropfen Orangenöl aus dem Bioladen tun dann auch ihren Dienst.
…und der angemessene Sound!
Augen und Gaumen sind nun bestens versorgt, da fehlt zum Schluss nur noch der Genuss für die Ohren. Zum herbstlichen Nachmittags-Snack passt keltische Folk-Musik wie angegossen. Das Album „Celtic Café“ des Weltmusik-Labels Putumayo enthält eine fein abgestimmte Auswahl an akustischen Liedern, die Sie in die Pubs von Dublin, Edinburgh oder Glasgow entführen. Dabei entdecken Sie vielversprechende Bands, zum Beispiel „Manran“. Die fünf Schotten singen in gälischer Sprache und bringen Flöte, Geige, Akkordeon und Co auf eingängige Art zum Klingen. Von ihr werden Sie auf dieser Seite noch mehr hören – aber für heute ist Schluss, da warme Kekse und heiße Schokolade warten. Und außerdem die Verwandschaft zu Allerheiligen. Guten Appetit!
Zutaten:
Mandel-Zimt-Kekse: 200 Gramm Butter, 300 Gramm Mehl, ein großes Ei, 90 Gramm Rohrzucker und 10 Gramm Vanillezucker, abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone, 1 Esslöffel gemahlener Zimt, 100 Gramm geriebene MandelnWeiße-Schokoladen-Cookies: 170 Gramm Butter, 170 Gramm Rohrzucker und 10 Gramm Vanillezucker, kräftige Prise Salz, ein großes Ei, 130 Gramm gemahlene Walnüsse, 260 Gramm Mehl, 5 Gramm Backpulver, 200 Gramm weiße SchokoladeHeiße Orangen-Schokolade (für 4 Personen): 600 Milliliter Milch, 100 Milliliter Rahm, 300 Gramm Vollmilch-Schokolade, 2 Bio-Orangen (oder ein paar Tropfen Bio-Orangenöl); und für die unersetzliche Schlagrahm-Haube: 250 Milliliter Rahm, 10 Gramm Staubzucker, ½ Teelöffel Zimt.Musik:Album „Celtic Café“, erschienen 2015 im Label „Putumayo“, zehn Titel mit keltischer Folk-Musik von verschiedenen Interpreten, Hörproben siehe https://putumayo.bandcamp.com/album/celtic-cafLesetipp:Das Magazin „The New Yorker“ ist bekannt für seine Karikaturen und Illustrationen. Eine ganz besondere Halloween-Titelseite gibt es unter dem Titel „Boo“ von Mark Ulriksen auf der aktuellen Ausgabe.Schauen Sie hinein: https://www.newyorker.com/culture/cover-story/cover-story-2018-11-05?mbid=social_facebook&fbclid=IwAR0zPJMCaDCcyCR1KOS2s94pXdEvge0GHp9GjLpHAz7r4W4YNqbbxKw-emA
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Dieses Chili-Öl ist großartig für die eigene Vorratskammer. Aber es eignet sich auch wunderbar als Weihnachtsgeschenk. Und da mich schon seit August Lebkuchen und Schneeschaufeln in den Supermärkten empfangen, kann es ja nicht mehr lange hin sein, bis zum Dezember… Falls Sie auch schon mit der Geschenkeproduktion starten wollen: Das Rezept, das ich vor Jahren einmal im ZEIT-Magazin gefunden habe, versteckt sich in der September-Rezeptgeschichte.
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