Musikalische Sternstunden und Sterne, die munden. 

Diesmal habe ich mich am DJ-Pult des Probelokals nach feinen Winter-Klängen umgehört. Hängen geblieben bin ich bei vorweihnachtlicher Musik, die auch bei Freunden des alternativen Sounds Anklang findet. Dass es dazu feine Orangen-Sterne gibt, wäre vor lauter Freude über die musikalischen Entdeckungen fast untergegangen. Wie gut, dass es Weihnachten gibt! Diese Botschaft, die Farben und Gerüche. Es wäre furchtbar, wenn die nasskalte Winterzeit nicht durch Weihnachten unterbrochen wäre. Man kann es aber auch übertreiben: Die Sehnsucht nach dem Fest ist bei manchen so groß, dass sie das Warten verlernt haben. Sie hätten am liebsten Dauer-Weihnachten – ganz ohne Advent und Ruhe, dafür mit ständigem Glanz und Gloria. Dass sich die Lebkuchen-Schachteln schon im August im Supermarkt stapeln, ist nicht neu. Auch an die Verhüttelung der Innenstädte mit Punsch-Ständen und Plastik-Rentieren hat man sich gewöhnt. Mit Fassung erträgt man über die Jahre auch, wenn das Postfach mit Tipps für sinnentleerte Geschenke zugemüllt wird. Dafür kann Weihnachten nichts. Es liegt wie immer an Ihnen, das Wesentliche zu erkennen und die Spreu vom Weizen zu trennen. Das gilt für das Dinkelmehl der heute vorgestellten Kekse genauso wie für die Auswahl der vorweihnachtlichen Musik.
Wenn bereits vom Teig stibitzt wird, ist es ein gutes Zeichen
Kitschfreie Lieder im Dezember Kaum ein Monat des Jahres wird musikalisch so verkitscht, wie der Dezember. Wenn Schlagerstars schon Wochen vor dem Fest „Stille Nacht“ trällern, hofft man, dass Karl Valentin recht behält: „Wenn die stillste Zeit vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger.“ Dabei gibt es wunderbare Musik für kritische Ohren – für Menschen, die den Advent schätzen und sich auf die Weihnachtstage freuen, dabei aber nicht im musikalischen Kitsch untergehen wollen. Deshalb folgen im Probelokal im Dezember einige Empfehlungen vom DJ-Pult. Heute ist die maßvoll alternative Musikszene an der Reihe. Dabei stoße ich gleich auf die prägnante Stimme des „Editors“-Sängers Tom Smith, der mit Andy Burrows von „We Are Scientists“ vor wenigen Jahren ein weihnachtlich anmutendes Winter-Album namens „Funny Looking Angels“ heraus gebracht hat. Das gefällt auch Indie-Musikfans! Beim wunderbaren, melancholischen Titel „When The Thames Froze“ fühlt man sich ins winterliche London versetzt. Daraufhin sollte man sich gleich den in London handelnden Film „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ ansehen, in der sich der verbitterte, geizige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge dank unzähliger skurriler Muppets in einen warmherzigen Menschen verwandelt. Das gefällt nicht nur den Kindern, das ist auch ein Spaß für Erwachsene. Weihnachts-Träume in der Gefängniszelle Und natürlich darf auch heuer das „Fairytale of New York” nicht fehlen, das die Folk-Punk-Band  „The Pogues“ mit Sängerin Kirsty MacCall im Jahr 1987 aufgenommen haben. Das Lied handelt von einem irischen Auswanderer, der in New York nach einer Zechtour in der Gefängniszelle träumt. Diese Umstände kann auch nicht jedes Weihnachtslied von sich behaupten. Viele Künstler haben es gecovert. Nicht allen ist das gelungen, aber wenn sich Folk-Stars wie Jeff Tweedy (Wilco), Chris Thiele (Punch Brothers) und Sarah Jarosz das hymnische Lied vorknüpfen, dann ist die Freude groß. In der Dezember-Playlist des Probelokals finden sich viele weiter Lieder, die zur Saison passen – etwa das hundertfach gehörte „Angel Of Harlem“ von U2, das schon in der ersten Textpassage das Feld absteckt: „It was a cold and wet December day when we touched the ground at JFK“. Oder auch „A Long December“ von den Counting Crows, das bezaubernde „Wenn der Winter kommt“ von Element Of Crime oder „Winter Winds“ von Mumford & Sons. Empfohlen sei noch das Bob-Dylan-Cover „Ring Them Bells“ der amerikanischen Folksängerin Sarah Jarosz, „Bright Star“ von Brendan Adams oder „Something Good Coming“ von Legende Tom Petty und seinen Heartbreakers. Auch die Mundart-Titel „Jetzt kut bald dr Winter“ von Schellinski aus Vorarlberg und „Da Schnee“ von Ernst Molden aus Wien gehören dazu. Außerdem laufen „Light Of The Stars“ von Robert Vincent, das gälische Lied „An Eala Bhan“ der schottischen Folkband Mànran oder das sehnsüchtige „I’ll Be Home For Christmas“ von Folksängerin Tift Merrit derzeit auf und ab. Da wird die Vorfreude groß!
Ein Mega-Nudelholz macht den Teig platt
In der Weihnachtsbäckerei gibt’s die große Sauerei Dank feiner Musik und glänzenden Rezeptbüchern, Foodblogs und Zeitungsartikeln zur Weihnachtsbäckerei lasse ich mich alle Jahre wieder zum stimmungsvollen Keksebacken anstiften. Obwohl ich immer wieder merke, dass hinter der glänzenden Oberfläche die Abgründe lauern: Eine Wohnung voller Mehlspuren, stibitzende Kinder, ein Kühlschrank-Griff mit Teigresten und die völlig aus dem Ruder laufende Zeit – aus der geplanten Stunde werden vier. Ja, die Weihnachtsbäckerei wird im Allgemeinen verklärt, deshalb esse ich sie mir schön. Trotz allem gehört sie dazu. Rezepte für Weihnachtskekse gibt es Tausende. Die besten stammen aus dem handgeschriebenen Bäckerei-Heft meiner Mutter; und die zweitbesten aus den Kochbüchern des Hotels Sacher in Wien. Sie gelingen nämlich immer. Das Rezept für die heutigen Orangen-Sterne stammt im Grunde von dort, ich wollte es aber ein bisschen vanilliger und orangiger und habe es deshalb umgeschrieben. Das Rezept ist auch für Bäckerei-Einsteiger bestens geeignet!
Die Sterne machen es sich auf dem heißen Blech gemütlich
Nehmen Sie die Butter aus dem Kühlschrank und lassen Sie sie bei Zimmertemperatur weich werden. In einer Rührschüssel rühren Sie mit dem Mixer die Butter, den Zucker und den Vanillezucker schaumig, dazu kommen nacheinander die vier Eigelb. In die cremig gerührte Masse reiben Sie nun die äußere Schale der Orangen. Dann pressen Sie die Früchte aus und geben 100 Milliliter des Saftes in die Buttermasse. Dazu kommen die Prise Salz und das gesiebte Mehl mit Backpulver. Diesen Teig verkneten Sie nun zu einer homogenen Kugel, die Sie in Klarsichtfolie einschlagen und eine gute Stunde in die Kühle stellen. Backte oder buk ich? Dann rollen Sie den Teig aus – das geht am besten, wenn Sie ein Stück Teig auf einen Bogen Backpapier setzen, den Sie vorher mit etwas Mehl bestreut haben. Auf den Teil kommt ein Stück Klarsichtfolie. Mit dem Nudelholz können Sie nun ganz entspannt den Teig ca. 4 Millimeter dick ausrollen. Dann stechen Sie Sterne aus und setzen sie auf ein Blech mit Backpapier. Übrigen Teig pressen Sie wieder zu einem Knödel zusammen, den Sie wieder ausrollen, um Sterne auszustechen. Ich war irgendwann zu faul dazu und backte (früher hieß es „buk“, das war origineller) einfach die Teigflecken um die ausgestochenen Stern-Flächen.
Wenn die Geduld schwindet, bäckt man einfach die Teigreste ohne Stern…
Im Backrohr, das Sie auf 180 Grad (oder 160 Grad Heißluft) vorgeheizt haben, werden die Sterne nun 10 Minuten lang gebacken. Auf die ausgekühlten Sterne pinseln Sie mit einem Pinsel die Glasur, die Sie aus dem Staubzucker-Orangensaft-Gemisch gerührt haben. Zum Drüberstreuen eignen sich gehackte Pistazien. So viel Orangensaft und Pistazien – diese Kekse müssen gesund sein! Während ich die ersten Kekse probiere, liegen auf dem Plattenteller schon die nächsten Lieder, die die vorweihnachtliche Stimmung fördern. Die Empfehlungen dazu folgen nächste Woche, und da dürfen Sie sich auf etwas jazzigere und klassischere Töne freuen. Bis dann! Zutaten: 500 Gramm Dinkelmehl, 140 Gramm Rohrzucker, ein Esslöffel Vanillezucker, 4 Eidotter, 250 Gramm Butter, 100 Milliliter frisch gepresster Orangensaft, abgeriebene Schale von 3 Bio-Orangen, ein Teelöffel Backpulver, 1 Prise Salz; für die Glasur: 150 Gramm Staubzucker, 4 Esslöffel frisch gepresster Orangensaft, gehackte Pistazien Musik:
  • Album „Funny Looking Angels“ von Smith & Burrows aus dem Jahr 2011, Label Kitchenware Records
  • „Fairy Tale Of New York” auf dem Album „If I Should Fall from Grace with God” von The Pogues aus dem Jahr 1988, produziert von Steve Lillywhite, Label Island Records
  • „Ring Them Bells” auf dem Album „Follow Me Down“ von Sarah Jarosz aus dem Jahr 2011, Sugarhill Records
  • „Angel Of Harlem” auf dem Album „Rattle And Hum“ von U2 aus dem Jahr 1988, produziert von Jimmy Iovine, Label Island Records
  • „Winter Winds” auf dem Album „Sigh No More“ von Mumford & Sons aus dem Jahr 2009, produziert von Markus Gravs, Label Island Records
  • „Wenn der Winter kommt” auf dem Album Mittelpunkt der Welt von Element Of Crime aus dem Jahr 2005, Label Vertigo Berlin
  • „A Long December” auf dem Album „Recovering The Satellites“ von den Counting Crows aus dem Jahr 1996, produziert von Gil Norton, Label Geffen
  • „Bright Star” auf dem Album „Spirit“ von Brendan Adams aus dem Jahr 2014, Label iMusican Digital
  • „Something Good Coming” auf dem Album „Mojo” von Tom Petty & The Heartbreakers aus dem Jahr 2010, Label Reprise Records
  • „Jetzt kut bald d’r Winter“ auf dem Album „Tränavogel“ von Schellinski aus dem Jahr 2004, Austro Mechana
  • „Da Schnee” auf dem Album „Ho Rugg“ von Ernst Molden, Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth aus dem Jahr 2014, Monkey
  • „An Eala Bhan“ auf dem Album der schottischen Folkband Mànran aus dem Jahr 2011, produziert von Phil Cunningham, Mànran
  • „Light Of The Stars” auf dem Album Life In Easy Steps von Robert Vincent aus dem Jahr 2013, Label DB Industries
  • Album „A Very Special Acoustic Christmas” (ua mit „I’ll Be Home For Christmas” von Tift Merrit) aus dem Jahr 2003, Lost Highway Records
Film: Die Muppets-Weihnachtsgeschichte von Regisseur Brian Hanson aus dem Jahr 1992, produziert von Walt Disney Pictures

Post Author: Dan

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